West German Newsreel
Doclights
1945-1986
ca. 2.000 (komplette Kollektion)
5-17 min
35mm | überwiegend s/w
Politik, Zeitgeschehen, Gesellschaft, Militär, Wirtschaft, Kunst, Kultur, Sport, Kalter Krieg
Weltweit, Schwerpunkte: Bundesrepublik Deutschland (BRD), Deutsche Demokratische Republik (DDR), Westalliierte Zone (1945-49), Sowjetische Zone (1945-1949), Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Österreich, Schweiz, Russland, Polen, Tschechien, USA, Südamerika, Kuba, Asien, Israel, Afrika, Australien
Bereits seit 1914 gab es in Deutschland Wochenschauen, die in den Kinos vor den Hauptfilmen gezeigt wurden und als wichtiges Informationsmedium, aber vor allem auch Propagandainstrument fungierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die von 1940–1945 produzierte nationalsozialistische „Deutsche Wochenschau“ durch neue Wochenschauen in den einzelnen Besatzungszonen Deutschlands ersetzt. Die Initiatoren waren dabei zunächst die jeweiligen Alliierten in ihren Besatzungszonen, die der deutschen Bevölkerung ein neues Weltbild vermitteln wollten, das sich nach dem Vorbild der im Westen verstandenen Demokratie beziehungsweise der sowjetischen Interpretation des Sozialismus richtete. So entstanden in der sowjetischen Besatzungszone „Der Augenzeuge“ sowie als westdeutsche Pendants dazu in der amerikanisch-britischen Zone „Welt im Film“ und in der französischen Zone die Wochenschau „Blick in die Welt“.
Die Produktion von „Blick in die Welt“ begann 1945 in Baden-Baden zunächst als deutsch-französische Zusammenarbeit. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) 1949 wurde die Produktion von der „Deutsche Filmwochenschau Blick in die Welt GmbH“ übernommen, die ihren Sitz 1970 nach Berlin verlegte. Wie auch bei den anderen westdeutschen Wochenschauen lag der Schwerpunkt zunächst auf einer Umerziehung („Re-education“) der Deutschen – die Ideologie des Nationalsozialismus sollte durch freiheitliche, demokratische Werte ersetzt werden. Berichtet wurde anfangs vor allem über den Wiederaufbau Deutschlands, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus (Nürnberger Prozesse) und den Beginn des Kalten Krieges. Wie auch „Der Augenzeuge“ enthielt „Blick in die Welt“ von Anfang an Beiträge über Ereignisse auf der ganzen Welt. Für den Austausch dieses Materials etablierte sich ab den 1950ern zunehmend ein internationales Netzwerk von Wochenschauredaktionen in Europa, Asien und Amerika.
Die zunehmende Konkurrenz durch das sich etablierende Fernsehen ab den 1950ern sorgte zum Teil für eine inhaltliche Neuausrichtung in den Unterhaltungsbereich. Politik und Weltgeschehen blieben aber zentrale Bestandteile von „Blick in die Welt“ mit Berichten über den Bau der Berliner Mauer, die Studentenunruhen 1968 oder das amerikanisch-sowjetische Wettrennen in den Weltraum.
Durch die zunehmende Verbreitung des Fernsehens ab den 1970er-Jahren mit eigenen, aktuelleren Nachrichtenformaten verlor das Kinopublikum immer mehr das Interesse an den Wochenschauen. „Blick in die Welt“ wurde als letzte westdeutsche Wochenschau 1986 eingestellt. Durch die Integration unterhaltsamer und humoristischer Elemente konnte sie sich bis dahin in den deutschen Kinos behaupten.
Über 2.000 Ausgaben (rund 20.000 Minuten Filmmaterial) von „Blick in die Welt“ wurden von 1945 bis 1986 zunächst in der französischen Besatzungszone und später der Bundesrepublik Deutschland produziert und wöchentlich vor dem Hauptfilm im Kino ausgestrahlt. Mit Berichten über wichtige nationale und internationale Ereignisse, Themen und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte stellt „Blick in die Welt“ einen bedeutenden Fundus für Filmmaterial zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar – vom Ende des Zweiten Weltkriegs über den Kalten Krieg bis zum Vorabend des Mauerfalls. Die Wochenschau spiegelt sowohl die Entstehung und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis kurz vor die deutsche Wiedervereinigung als auch den westdeutschen Blick auf das Zeitgeschehen unter Einbeziehung weltweit gedrehten, internationalen Filmmaterials.