DEFA Spielfilm

730 Spielfilme von 1946 bis 1992.

Fakten

Provenienz

DEFA

Produktionszeitraum

1946-1992

Anzahl Filme

ca. 700

Laufzeit

5-180 min

Material

35mm | Farbe, s/w

Themen

Politik, Zeitgeschehen, Berliner Mauer, Kultur

Drehorte

Deutsche Demokratische Republik (DDR), Bundesrepublik Deutschland (BRD), Berlin, Japan, Brasilien, Chile, Südafrika, Namibia, USA

Solo Sunny | 1980
Solo Sunny mit Renate Krößner (DEFA14887)
Spur der Steine | 1966
Spur der Steine (Manfred Krug, DEFA)
Mit mir nicht, Madam! | 1969

Hintergrund

Von 1946 bis 1992 entstanden etwa 730 Spielfilme bei der DEFA. Wolfgang Staudtes „Die Mörder sind unter uns“ feierte im Oktober 1946 als erster deutscher Film der Nachkriegszeit seine Premiere und zählt mit über 6 Millionen Zuschauern bis heute zu den erfolgreichsten Filmen der deutschen Filmgeschichte. In mehr als vier Jahrzehnten entstanden Spielfilme unterschiedlichster Genres, von denen einige bis heute Kultstatus genießen. Die Romanverfilmung „Jakob der Lügner“ (1974) brachte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) sogar eine Oscarnominierung ein. Regimekritische Filme oder Filme, deren Darsteller die DDR verließen, wurden oft zensiert oder verboten und verschwanden als sogenannte Kellerfilme bis zur Wiedervereinigung von der Bildfläche.

In den ehemaligen Althoff-Studios in Potsdam-Babelsberg sowie in den Tobis-Studios in Berlin-Johannisthal, bald auch in den alten Studios der Ufa-Filmproduktion in Babelsberg, fanden 1946/47 die ersten Dreharbeiten für Spielfilme statt. Im Oktober 1946 feierte Wolfgang Staudtes „Die Mörder sind unter uns“ als erster deutscher Spielfilm der Nachkriegszeit in Berlin Premiere. Der Film mit Hildegard Knef in der Hauptrolle wurde im zerbombten Berlin gedreht und setzt sich mit den Verbrechen und Folgen des Zweiten Weltkriegs auseinander. Mit über 6 Millionen Zuschauern zählt er bis heute zu den erfolgreichsten Produktionen der deutschen Filmgeschichte. Er wurde auch in den westlichen Besatzungszonen und später der Bundesrepublik Deutschland (BRD) gezeigt.

Zwischen 1946 und 1992 produzierte die DEFA über 730 Spielfilme fürs Kino, darunter internationale Co-Produktionen, preisgekrönte Filme, Klassiker und Produktionen, die erst nach der Wiedervereinigung Kult wurden. Die Spielfilme erreichten bis zu 13 Millionen Menschen – so wie der Märchenfilm „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (1953).

Manche DEFA-Filme wurden zu Klassikern und Kultfilmen – auch über das Ende der DDR hinaus. So zum Beispiel „Die Legende von Paul und Paula“ (1973) über die Affäre eines verheirateten Mannes mit einer alleinerziehenden Mutter. Nachdem die beiden Hauptdarsteller Angelica Domröse und Winfried Glatzeder Anfang der 1980er-Jahre die DDR verlassen hatten, wurde der Film nicht mehr im DDR-Fernsehen gezeigt, lief aber nach der Wiedervereinigung erneut erfolgreich in den Kinos und wurde 2005 sogar im Rahmen der Retrospektive „Rebel with a Cause: The Cinema in East Germany“ des Museum of Modern Art in New York vorgeführt.

Zu den DEFA-Spielfilmen gehören auch viele Literaturverfilmungen wie „Der Untertan“ (1951), „Nackt unter Wölfen“ (1963), „Der geteilte Himmel“ (1964) oder die Co-Produktion mit dem DDR-Fernsehen „Der kleine Prinz“ (1966). Die Romanverfilmung „Jakob der Lügner“ (1974) war 1977 als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert – die erste und zugleich einzige Nominierung der DDR. In Co-Produktion mit Frankreich entstanden in den Babelsberger Studios Literaturverfilmungen, in denen Stars wie Simone Signoret, Yves Montand, Michel Piccoli, Jean Gabin und Bernard Blier zu sehen sind.

Zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen der DEFA gehören zahlreiche Märchenverfilmungen, die nicht nur Kinder begeisterten. Der in Co-Produktion mit den tschechischen Filmstudios Barrandov entstandene Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (1973) ist bis heute ein beliebter Weihnachtsfilm in Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Norwegen, Österreich und der Schweiz.

Die DEFA produzierte zahlreiche biographische Filme über berühmte historische Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh, Francisco de Goya, Ludwig van Beethoven oder Alexander von Humboldt, unter denen sich auch zahlreiche Sozialisten und Kommunisten als Vorbilder und Identifikationsfiguren finden – etwa Karl Marx, Clara Zetkin, Ernst Thälmann, Wladimir Iljitsch Lenin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Auch die Biographien der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters und des berühmten Chirurgen und Frauenarztes Ignaz Philip Semmelweis wurden von der DEFA verfilmt. Beim Publikum sehr beliebt waren zudem Opern- und Operettenfilme, die mit großem Aufwand ins Kino gebracht wurden, so wie „Figaros Hochzeit“ (1949), „Zar und Zimmermann“ (1956), „Der fliegende Holländer“ (1964) und der 70mm-Film „Orpheus in der Unterwelt“ (1974).

Anfang der 1960er-Jahre begann die DEFA mit der Produktion sogenannter „Indianerfilme“ – den Western der DDR. Die DEFA legte dabei Wert auf eine historisch möglichst genaue Umsetzung der Geschichten. Sie nahm in ihren Filmen die Perspektive der amerikanischen Ureinwohner ein und erschuf so einen Gegenentwurf zu den amerikanischen Western, die fast ausschließlich aus Sicht der weißen Einwanderer erzählt wurden. Die DEFA-„Indianerfilme“ setzten sich in ihrer Darstellung auch von den zeitgleich entstandenen, populären Karl May-Verfilmungen der BRD ab. Ebenso wie diese mit Pierre Brice als Winnetou setzte auch die DEFA auf einen wiederkehrenden Star – Gojko Mitić spielte in fast jedem Film den „Indianerhäuptling“.

Im Kontext des Wettlaufs ins All zwischen den USA und der Sowjetunion und der Mondlandung 1969 entstanden bei der DEFA ab den 1960er-Jahren Science-Fiction-Filme. Die technischen und visuellen Effekte dieser Produktionen waren für ihre Zeit oft bemerkenswert. In den Filmen spiegelt sich der Glaube an den unbegrenzten technischen Fortschritt als inhärenter Bestandteil der kommunistischen Utopie.

Manche DEFA-Filme kamen in der DDR nicht zur Aufführung oder fielen nach nur kurzer Laufzeit der staatlichen Zensur zum Opfer. Diese Verbotsfilme, umgangssprachlich auch Keller- oder Kaninchenfilme genannt, entstanden vor allem in den 1960er-Jahren und setzten sich zumeist kritisch mit dem DDR-Alltag auseinander. Der bekannteste unter diesen Filmen ist „Spur der Steine“ (1966) mit Manfred Krug in der Hauptrolle, der schon nach kurzer Zeit wegen „antisozialistischer Tendenzen“ wieder aus dem Programm genommen wurde. Ein Großteil dieser Kellerfilme wurde nach der Wiedervereinigung dem Publikum wieder oder erstmalig zugänglich gemacht und stößt bis heute auf großes internationales Interesse.